Nach einigen Tagen in Franken mit den obligatorischen Kellerbesuchen und Baggerseeschwumms macht Christian sich auf den Weg zurück nach Bochum. 

Barbara bleibt noch ein paar Tage in ihrer Heimat und trifft Freundinnen, dann zieht es sie nochmal in die Berge. Sie freut sich auf die Bergwelt und hofft auf Abkühlung bei einem Kurs des DAV, Sektion Bamberg, der sich „Basiskurs Bergsteigen/Alpine Klettersteige“ nennt.

Mit dem DAV-Bus werden wir sieben Teilnehmer:innen von unseren Tourleitern Harald und Thomas nach Sulden in Südtirol kutschiert. 

Wir fahren mit dem Lift ein Stück hoch und steigen anschließend auf zur Düsseldorfer Hütte, die auf 2721 m Höhe liegt und einen traumhaften Blick auf den Ortler bietet!

Wir checken ein und finden uns im achter-Zimmer wieder. Für Hüttenverhältnisse ist es ein richtig großer Raum und im Laufe der Nächte zeigt sich etwas ganz Außergewöhnliches: niemand schnarcht! Unsere Chefs rufen zur Arbeit. Wir lernen, die Steigeisen anzupassen, checken, ob mit dem Hüftgurt und dem Klettersteigset alles passt und üben verschiedene Knoten. Bei uns heißt es „Schnurkunde“😉. Es gibt ein vorzügliches Südtiroler 3-Gänge Menü und nachts schlafen alle schlecht, weil wir so hoch droben sind. 

Unsere Tourleiter sind gnädig und bitten erst für 6.30 Uhr zum Frühstück. Heute soll das Wetter wunderbar werden und sie suchen für uns den Hohen Angelus mit 3521 m heraus – ein Einsteiger-Hochtourenziel.

Wenig später als „verlangt“, starten wir. Die Steigeisen können wir in der Hütte lassen und die Pickel tragen wir heute spazieren, leider schlägt der Klimawandel zu. Früher, so Harald und Thomas,  musste man zum Hohen Angelus das ganze Hochtourenequipment anlegen, weil es noch Gletschereis gab. Vorbei an kleinen Seen, mit traumhaften Blicken und Wolkenspielen, merken wir kaum wie wir an Höhe gewinnen. Auf einen steilen Rücken führt ein Steig, der mit einigen Drahtseilen entschärft ist. Kaum sind wir im Steig ist er schwupps auch schon wieder zu Ende. Okay, es geht weiter im verblockten Gelände, die dünnere Luft ist deutlich zu spüren.

Alle kommen gut hoch. Wir genießen die Ausblicke und die besondere Gipfelkreuzskulptur. Der Abstieg zieht sich etwas. Aber wir haben tolles Wetter, immer wieder den Blick auf den Ortler und kommen rechtzeitig zur Kaffeezeit an die Hütte. Der Kaiserschmarrn schmeckt köstlich. Aber der Feierabend wird noch nicht eingeläutet, vorher fuchsen wir uns noch in das Arbeiten mit Karte und Kompass ein. Das hat es in sich. 


Am nächsten Tag steht uns die Tschenglser Hochwand bevor, die mit 3375 m etwas niedriger ist als der H. Angelus. Dafür hat es aber der Klettersteig in sich. Er ist einer der höchst gelegenen Klettersteige der Alpen, knapp einen Kilometer lang und im unteren Teil am schwierigsten. Oft ist er steil, ausgesetzt, plattig und Tritte oder Griffe sind nicht auf Anhieb zu finden. Aber Alle sind topfit und kommen bis auf ein paar harmlosere Abfschürfungen heil auf den Gipfel. Der Abstieg führt nur noch kurz durch den Klettersteig, dann geht es steil durch eine Geröllhalde hinunter. Immer wieder lässt es der Anstrengungsgrad zu, sich in Gespräche mit den anderen Teilnehmer:innen zu verwickeln. Es ist ein tolles, buntes Trüppchen, die Lebensgeschichten sind interessant und alle haben so viel Spaß in und an den Bergen!  

Wir könnten wieder zur Kaffeezeit an der Hütte sein. Dann fällt aber Harald und Thomas ein Schneefeld auf, das sich für ein paar Übungen eignet.  

Eine Sicherungstechnik in Firn und Schnee nennt sich „Toter Mann“ und ein Sicherungspunkt „zum Abseilen Eissanduhr“. Das ist spannend und faszinierend ist, dass diese Techniken ganz viel Gewicht, also ein paar Leute halten können. Auch Fallübungen sind inklusive und das Bremsen mit dem Pickelrettungsgriff. Dabei kostet das „sich fallen lassen“ ganz schön Überwindung. 

Am Spätnachmittag an der Hütte wird  ein Teil der Teilnehmer:innen magisch vom Bergsee angezogen. Das Planschen ist herrlich und erfrischend. Bis zum Abendessen ziehen sich fast Alle zurück. Die Tour war doch ganz schön herausfordernd. 

Auf den Touren der ersten Tage entdecken wir, dass es am Kleinen Angelus Ferner noch Eis gibt. Und so peilen wir dieses Gebiet auf etwa 3000 m Höhe am letzten Tag an. Wir lernen noch Techniken, die wichtig sind, um auf Hochtouren in Eis und Schnee klar zu kommen und Leute retten zu können. Angeleitet durch unsere Profis stapfeln wir mit Steigeisen auf dem Eis herum, hacken Stufen ins Eis, bauen mit den Eisschrauben nochmal die Eissanduhren und üben das Gehen in einer Seilschaft. 

Wir laufen den gleichen Weg zurück zur Hütte, schmausen nochmal auf der Aussichtsterrasse und steigen ab. Thomas und Harald bringen uns wieder zügig mit dem Vereinsbus zurück nach Bamberg.

Die Tage vergingen wie im Flug und es schwebt ein Gefühl in der Luft als würden wir uns irgendwann zu einem weiteren Bergabenteuer wieder treffen.

3 Kommentare

  1. Ein Jahr lang euren Urlauben, Reisen, Erlebnissen, Geschichten, Eindrücken, Abenteuern, Begegnungen folgen zu können, … das war schön, interessant, beeindruckend, spannend, inspirierend.
    Danke fürs Schreiben und besonders fürs Teilhaben lassen.

    Liebe Grüße Barbara

    1. Danke dir! Es war uns ein Vergnügen!
      Wir blicken dankbar auf das vergangene Jahr und wünschen, dass Alle, die wollen, eine Möglichkeit für Auszeiten finden.

  2. Danke, dass ich an eurer Reise teilhaben durfte. Es war für mich ein spannendes Abenteuer eure Reiseberichte zu lesen. Ich war in Gedanken mit euch an den unterschiedlichsten Orten dieser wunderschönen Erde.

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