Wir haben mal wieder den Einkauf verpasst und wissen nicht so richtig wie wir uns auf dem Postschiff der Hurtigruten versorgen sollen. Mittagessen haben wir gebucht, aber drei Mahlzeiten an Bord wollten wir dann doch nicht. Ieva, die lettische Campingmutti gibt nicht nur Reisetipps sondern bietet auch noch an, für uns einzukaufen. Im Gespräch stellt sich folgendes heraus. Sie schickt ihren Freund los, um für uns einzukaufen. Mal wieder Leute, die uns einfach so helfen.
Nun können wir tiefenentspannt am Nordkap rumchillen und kommen erst in der Dämmerung am Campingplatz an, wo direkt die Küchen-Party weitergeht. Es wird eine kurze Nacht, denn früh am Morgen gehen wir auf das Schiff MS Nordkapp. Wir wollen langsam nach Hause trudeln.
Am ersten Tag an Bord sind wir ziemlich ko und wir hängen herum. Wir haben das Gefühl genau das richtige gebucht zu haben (also die langsame Variante des Zurückkommens), sind uns aber nicht so richtig sicher was das jetzt hier ist. Fähre, Postschiff oder doch Kreuzfahrtschiff? Wir wissen es nicht so richtig, vielleicht ist es etwas von allem, es tut uns aber gut. Ab dem zweiten Tag ist Schluss mit Nichtstun: wir nehmen an Infoveranstaltungen teil über die Gegenden, die wir passieren und machen Landspaziergänge. Wir sind viel auf Deck, denn es ist warm. Dort können wir unsere Radltour Revue passieren lassen: wir erkennen Orte, Berge, Straßen, Fjorde wieder. Wir fahren unter Brücken hindurch, die wir mit den Bikes überquert haben und genießen nun den Blickwinkel vom Wasser aus. Aber: wir lassen uns fahren.
Mitten in der Nacht kommt dann die Durchsage: „Nordlichter auf dem Heck des Schiffes zu sehen“. Wir rennen raus, mit Kamera und Handy. Und diesmal ist es noch viel intensiver als zwei Tage zuvor. Sie sind grün, weiß, etwas rot und mit Bewegung. Das ist schon sehr beeindruckend, sie hier auf dem Meer so deutlich zu sehen.





Was wir an den weiteren Tagen auf dem Schiff bzw. bei Landgängen erleben und als “pflichtbewusste Touris” mitmachen!
- Vortrag über die Geschichte der Postschiffe
- Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes mit einem originalgetreuem Ausbau eines Dampfschiffes von 1912 und einem restaurierten Hurtigrutenschiff namens Finnmarken aus dem Jahr 1956, das bis 1994 in Betrieb war. In die Finnmarken verlieben wir uns sofort. Sie ist super stylisch, mit viel Holz und hat einen tollen 60er Jahre Flair. Die Schiffe dieser Klasse haben die Legende „Postschiff“ geschaffen. Und noch heute werden mit den Schiffen der Hurtigruten zahlreiche Waren innerhalb der norwegischen Küste transportiert. Fenster, Zement, Bauholz, Steine, Fisch usw. begleiten uns täglich und werden fleißig ein- und ausgeladen.
- Und doch ist es auch ein Kreuzfahrer. So gibt es beispielsweise einen Abstecher in den Trollfjord (der ist ganz eng, also die Felswände sind fast zum Greifen nah), nur zum Gucken, oder eine extra Runde zum Fels mit dem Loch (Torghatten). Und warum auch immer, wir staunen über ein Loch im Fels.
- Bei der Überquerung des Polarkreises gibt es diesmal Rentner:innen Touri Programm: auf Kommando hüpfen und einen Löffel Lebertran vom Kapitän persönlich serviert bekommen.
- …
Das war uns dann doch etwas zu viel Kreuzfahrt und so nutzen wir einen kurzen Stopp im Hafen von Solvær, um uns von Board zu schleichen und im Supermarkt Bier und Chips zu kaufen. Abends gibt’s dann das Dinner mit Kapitän B. und Gast C. und Dosenbier auf der Kabine.










Wir schippern bis Bergen und bleiben eine Nacht in der Stadt. Wir erkunden Bergens Wahrzeichen “Bryggen”. Der alte Kai erinnert an die Bedeutung der Stadt als Teil des Handelsimperiums der Hanse vom 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Viele Brände, die letzten im Jahr 1955, haben die charakteristischen Holzhäuser von Bryggen verwüstet. Der Wiederaufbau erfolgte traditionell nach alten Mustern und Methoden. Die Hauptstruktur blieb dadurch erhalten. Sie ist ein Relikt einer alten hölzernen Stadtstruktur, die einst in Nordeuropa üblich war. Heute sind noch 62 Gebäude dieses ehemaligen Stadtbildes erhalten.
Dann schlendern wir noch durch andere Stadtteile, entdecken jede Menge Streetart und so gar nicht aufgeräumte Trödelläden, den Fischmarkt und steigen hoch auf die Berge Bergens. Auf dem Weg entdecken wir Fahrradparkplätze, denn weiter oben sind die Häuser nur noch durch Treppen zu erreichen.
Dann “stärken” wir uns mit einer leckeren heißen Schokolade in so einem Hipster Café mit 20 Kakaosorten in verschiedenen % Angaben zum Kakao-Anteil. So richtig gut ist die Trinkschokolade dann nicht, das kann in diesem Moment aber keiner von uns Beiden so richtig zugeben.
Unsere Unterkunft ist super gelegen, fußläufig zum Zentrum, am Berghang in einer Kopfsteinpflastergasse mit schnuckeligen, farbenfrohen Holzhäusern. Leider ist unsere Wohnung etwas in die Jahre gekommen und schmuddelig. Aber wir lernen Lena aus Lausanne kennen, die allein mit dem Fahrrad in Südnorwegen unterwegs ist und nun auch auf dem Weg nach Hause ist. An der Fähre Richtung Hirtshals (Dänemark) treffen wir sie wieder und so verbringen wir die Nacht auf der Fähre gemeinsam. Am Morgen in Hirtshals teilen wir noch ne Zimtschnecke und gehen unsere Wege. Lenas Zug fährt später.

















Durch Dänemark geht es dann völlig unkompliziert mit Fahrrädern und Zug weiter. Nach einem kurzen Stop in Hamburg, lernen wir dann noch die Zugbegleiterin Magdalene kennen. Alle Fahrradfahrer:innen zittern vor ihr. Sie sorgt für Ordnung und Disziplin im Fahrradabteil des ICEs nach Bochum. Christian ist sprachlos als er mithört wie sie einem anderen MaMiL (Abk. für Middle aged Man in Lycra) erzieht, der verzweifelt beteuert, dass sein Fahrrad nicht in den vorgesehenen Ständer passt. Dann fahren wir über Osnabrück und Münster nach Bochum. Wir radeln ins Bermudadreieck, trinken noch einen „Anleger“ in der Badalona und fahren nicht über den Springorumradweg nach Hause.
Und weil wir es vor der Tour verpasst haben, unser Gepäck zu zeigen, packen wir nochmal alles im Wohnzimmer aus. Wir können gar nicht glauben, dass so viel in unseren Taschen mitgereist ist.








Hier im Blog folgt nun eine Sendepause.
Ende Oktober planen wir, weiter zu schreiben. Wir freuen uns, wenn ihr dann wieder mit uns unterwegs seid!