Singapur

Der ursprüngliche Plan war, nach Neuseeland zu fliegen und dort mit Auto und Zelt zu reisen. Das Radeln nordwärts hat uns aber so Spaß gemacht, dass wir uns bereits in Norwegen entschieden haben, auch in Neuseeland mit den Rädern unterwegs sein zu wollen.

Es war ziemlich kompliziert, im Vorfeld noch klarzumachen, dass unsere Räder mitfliegen dürfen. Christian hing dafür lange am Telefon. Jetzt ist es klar.

Wir machen einen Zwischenstopp in Singapur und unsere Räder auch. Die lassen wir aber für drei Tage in der Gepäckaufbewahrung des Flughafens. Schon am Flughafen beginnt ein Spektakel und das ist nicht das letzte hier. Ohne es zu wissen stolpern wir in das „Juwel“ des Flughafens, „Jewel“ genannt. Es handelt es sich um ein riesiges Einkaufszentrum. In der Mitte liegt eine riesige Glaskuppel, deren Dach sich nach innen wölbt und in einen Wasserfall übergeht. Den Rand bilden Vertikalgärten und so wirkt es wie ein Indoor-Park. Wir sind völlig geflasht.


Danach stürzen wir uns in das Stadtleben von Singapur. Wir waren Beide noch nicht in Asien und sind sehr gespannt. 

Mit dem Local namens Holden und einer netten internationalen Gruppe lernen wir die Stadt und deren touristische und weniger bekannte Ecken mit dem Fahrrad kennen. Holden ist ein Spaßvogel, er hat immer den passenden Song parat, stellt uns für Fotos auf und informiert uns bestens über die Geschichte und die Kultur Singapurs. Er bekommt 5 Sterne von uns und die beste Rezension ever bei Tripadvisor!  Nebenbei kommen wir an den Hauptsehenswürdigkeiten wie der Formel 1 Rennstrecke, der Skyline, den verschiedenen Stadtteilen: Chinatown, Little India, arabisches Viertel, CityCenter vorbei.

Einziger Wehmutstropfen: es ist schwül-heiß. Klar, so fast neben dem Äquator.








Eine spannende Sache ist auch das Thema „Essen“, in das uns Holden einführt. Er erklärt uns typische Essensgewohnheiten und Gerichte und zeigt uns, an welchen Orten wir essen sollten. Während der Stadtführung essen wir einen kleinen Snack im indischen Viertel: frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln und Linsen und wir trinken Zuckerrohrsaft mit Eis. Beides schmeckt uns. Die exotischeren Gerichte essen wir später auf eigene Faust in sogenannten Hawker Zentren (mehrstöckige Blocks mit dem Charme eines Parkhauses mit kleinen Garküchen dicht an dicht) und im Stadtviertel, in dem unser Hotel liegt. Dort gibt es lange Straßenzüge mit Garküchen. Es scheinen keine anderen Turis hier unterwegs zu sein. Es geht rustikal und ursprünglich zu und es ist sehr viel los. Wir sind total überfordert und lassen uns von einem Standbetreiber bequatschen. Christian isst etwas mit Bohnen und einer Unmenge an Chillis. Barbara möchte etwas essen, das mehr Gemüse als Fleisch enthält. Das ist gar nicht so einfach. Sie bestellt etwas auf Empfehlung und bekommt ein kräftigendes Süppchen. Es ist lecker im Geschmack aber der Gemüseanteil ist verschwindend gering: verkochtes Grünzeug. Hauptanteil ist zart gekochtes Schweinefleisch mit einem reichlichen Fettanteil. 

Wir probieren in den drei Tagen so einiges an Gerichten und Getränken aber die ganz harten Sachen wie Frosch-Porridge oder flüssiges Ei mit Toast zum Tunken und Fischkopfcurry lassen wir aus. 








Singapur, die Löwenstadt, ist eine multiethnische Gemeinschaft aus chinesischen, indischen und malayischen Bevölkerungsgruppen. Wie wir in drei Tagen erkennen können, funktioniert das Zusammenleben scheinbar bestens. Wir besuchen einen hinduistischen Tempel in China Town und gleich daneben einen buddhistischen. Einen Kilometer weiter fällt uns eine Moschee auf und auch Kirchen sind zu finden. Holden erklärt, dass die Singapurer:innen im 2. Weltkrieg zusammengewachsen sind. Nach den Angriffen durch die Japaner fand man Zuflucht im Tempel, der Moschee oder in der Kirche.



Aus den Bewohner:innen wurde ein stolzes Volk, Singarpur gehört zu den Tigerstaaten, die den Sprung vom Entwicklungsland zum Industriestaat geschafft haben. Einst von der East India Tradingkompanie (Jack Sparrow Kenner:innen wissen was ich meine) als Hafen genutzt, entwickelte sich die Gesellschaft  immer weiter. Schule und Ausbildung nehmen einen hohen Stellenwert ein. Lehrer:innen sind höchst angesehen. 81% der Einwohner:innen besitzen Wohneigentum. Kriminalität und Korruption werden mit drakonischen Strafen geahndet. Das Ausspucken eines Kaugummi kostet 500,- Euro, Graffiti sprühen 6 Monate Haft und 3 Stockhiebe, Drogenhandel und Mord wird mit dem Tod durch Hängen bestraft. Kameras überwachen die Stadt überall. Es ist wirklich kein Müll, nicht mal ein Zigarettenstummel zu sehen. Durch dieses krasse Law- und Orderprinzip wurde aus dem einstigen Chicago Asiens, einer der sichersten Staaten auf der Welt. Land ist im kleinen Stadtstaat knapp und teuer, daher wird mit allen Mitteln versucht dem Meer, wie in den Niederlanden,  Land abzugewinnen.

Ohne Führung erkunden wir das große Parkgelände „Gardens by the Bay“. Es liegt auf künstlich aufgeschüttetem Land und soll die Lebensqualität der Bewohner:innen verbessern. 2012 wurden zwei riesige Glasgewächshäuser mit künstlichen Biotopen fertig, in denen jeweils verschiedene Vegetation aus unterschiedlichen Klimazonen gezeigt werden. Draußen stehen die „Super Trees“, pflanzenbewachsene Stahlgerüste mit Höhen zwischen 25 und 50 Metern. Sie dienen unter anderem der Aufzucht von seltenen Pflanzen. Außerdem wird mittels Photovoltaik Elektrizität für Beleuchtung und Kühlsysteme gewonnen, werden die Niederschläge zur Bewässerung der Pflanzen gesammelt und einige der Bäume dienen als Kühltürme für die Kühlsysteme in den Glashäusern. Als wir da sind beginnt die Dämmerung und auf einer riesigen Leinwand werden Naturfilme gezeigt. Groß und klein sitzen am Boden, picknicken und genießen dieses Festival. 





Wir kehren zurück in unser Viertel und gehen von der Bushaltestelle zur Abwechslung in einer Parallelstraße zurück zum Hotel. Vorbei an Häusern mit extrem großen Hausnummern, Fenstern, die rot beleuchtet sind, Frauen, die vor den Häusern sitzend warten auf die einsamen Männer, die sich ein paar heiße Stunden kaufen wollen.



Nach drei Tagen in Singapur haben wir zurück am Flughafen etwas Bammel ob es wieder klappt mit dem Transport unserer Fahrräder. Es läuft. Und weil unsere Bikes nicht ganz auf die Waage passen, werden nur 9 statt 19 Kilo pro Fahrrad gewogen und wir brauchen kein Übergepäck zu bezahlen wie in Düsseldorf, 

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3 Kommentare

  1. Ein sehr schöner und informativer Reisebericht und tolle Bilder! Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß und eine wunderschöne Zeit 👍🤩🙋‍♀️

  2. Lofoten + Fjorde kontra SINGAPUR

    einen größeren Kontrast gibt es ja wohl kaum 🤩

    Ich freue mich über eure tollen Berichte u bin gespannt wie es weitergeht….🚲🚲

    Viel Glück 🍀
    Lg Beate

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