Zurück auf den Rädern

Bevor wir zur Beerdigung von Christians Bruder waren, hatten wir bereits Beiträge fertig, es war uns aber nicht danach, diese zu veröffentlichen. Nun sind wir zurück auf den Rädern und möchten mit diesem Beitrag zurückgehen zum 12. August. Da erreichten wir Trondheim.


Trondheim

Nach unserer Route durchs Innland mit endlosen Wäldern, ner Menge Wasser in Form von Seen, Flüssen und Regen, den höchsten Bergen unserer Tour und den damit zusammenhängenden etlichen Höhenmetern, keinem Rummel, menschenleeren, geisterhaften Campingplätzen, Übernachtungen im Zelt oder in Hütten, nähern wir uns Trondheim. Es liegt an der Küste und bedeutet für uns auch, dass wir von den Kilometern her gesehen, bezogen auf unsere komplette Strecke, die Hälfte hinter uns haben. Norwegen ist soooo laaaaang! Betrachtet man die Luftlinie von Nord nach Süd so kommt man auf etwa 1750 Kilometer, die Küstenlänge liegt bei 2500 Kilometer. Würden Fjorde und Buchten einberechnet, so käme man sogar auf knapp 29.000 Kilometer!!!

Trondheim kündigt sich wie so viele Städte mit einer immer dichter werdenden Besiedlung an. Es gibt ein gut ausgebautes Netz von Radwegen und wir treffen auch wieder mehr Menschen (wie ungewöhnlich für eine Stadt, haha) und wir freuen uns auch über viele Menschen. Sind wir schon so sehr Ruhrpottler:in geworden?

Kurz vor Trondheim spricht uns Erling im Radsport-Team-Outfit an. Er ist begeisterter Radler und trainiert gerade mit seiner Tochter Hannah. Die Beiden fahren ein Tandem der Firma Hase-Bikes aus Waltrop, weil Hannah beim Radeln unterstützt werden muss. 

Wir reden viel und so wird die Fahrt nach Trondheim kurzweilig. Bevor wir uns in Trondheim voneinander verabschieden, schaut Erling sich unsere weitere Routenplanung an und gibt uns viele Tipps für Abstecher oder Sehenswertes: Naturschönheiten und -besonderheiten.

In der Stadt findet gerade ein American Car Oltimer treffen statt. Und so tobt in der Stadt der Bär oder besser der Elch. Die Stadt feiert sich und immer wieder cruisen liebevoll renovierte Straßenkreuzer mit sattem V8 Sound durch die Straßen. Anschließend gucken wir uns noch den berühmten über 1000 Jahre alten Nidarosdom an, welcher zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen zählt und als Nationalheiligtum gilt.

Wir fahren auf einen Campingplatz 11 km außerhalb von Trondheim, der direkt an einer Fähre  liegt. Der Platz hat gute Vibes mit vielen Radreisenden, Motorradfahrer:innen und Expeditionsmobilen. Die Offroad-Vans stehen direkt an der Wasserkante und ne Pizzeria ist auch in der Nähe.

Da Christian aber schon vorher die schlechteste und kleinste Portion „Dönerteller“ und Barbara leckere Falaffel gegessen hatte, fällt die Pizza jetzt aus.

Am nächsten Morgen werden wir vom Donner der 18 italienischen Reiseenduros  aus Morpheus Armen gerissen und machen uns wieder auf den Weg zurück nach Trondheim City.


Wir besichtigen Bakklandet, ein sehr altes Stadtviertel am Fluss Nidelva gelegen und die alte Stadtbrücke – Gamle Bybrua. 

Wir treffen Erling erneut zufällig. Er heizt schon wieder auf seinem Rennrad durch die City und hofft noch, seine Kumpels zu treffen, die vor einer Stunde im Regen losgefahren sind.

Dann suchen wir den „berühmten“ 130 Meter langen Fahrradlift „Sykkelheisen Trampe“ auf, den es seit 1993 gibt. Der Lift enthält unter einem Schlitz nahe dem Gehsteigrand in einem Kanal ein umlaufendes Zugseil, in das eine Fußplatte eingeklinkt wird, die so angetrieben, kraftvoll bergwärts geschoben wird.

Das Internet sagt: „Die Aufsteigetechnik muss geübt werden. Längere Fahrten mit einem solchen Lift können durch die einseitige, starre Belastung des rechten Fußes anstrengend werden.“ Die Realität beweist dies: wir wollen den Lift unbedingt ausprobieren und scharen bei unseren zahlreichen Versuchen viele Schaulustige um uns.

Barbara schafft es als erste nach Einweisung durch einen Trondheimer und unter Applaus der Touristen, den Lift zu benutzen. Das lässt Christian solange probieren bis er es auch schafft.

Video

Anschließend finden wir zu Christians Verzweiflung keine Fish and Chips Bude. Wir machen „Brotzeit“ und fahren zu unserem Fährport. Irgendwie ist es dort komisch. Wir sind die Einzigen, kein Mensch, keine Fähre weit und breit. Die Navigatorin stellt folgendes fest. Die reguläre Fähre geht vom elf Kilometer entfernten Camping aus. 

Dorthin zurückzuradeln, haben wir keine Lust, deshalb gibt Barbara nicht auf, guckt hier, guckt da. Irgendwie, irgendwann fragen wir einen Busfahrer. Er erklärt uns mit Händen und Füßen, dass die Fähre elf Kilometer außerhalb ablegt. Aber in 500 Meter Entfernung würde ein Schnellboot liegen. Wir könnten dort fragen, ob wir mitfahren können. Wir checken, dass das Boot in fünf Minuten abfährt. So packen wir alles hurtig zusammen und eilen wie der geölte Biltz zum Boot. Wir kommen zu spät, es hat schon abgelegt. Der Kapitän sieht uns aber mit den Fahrrädern und winkt uns. Er dreht das Schiff und kommt zurück zum Anleger. Über den Hintereingang werden wir hurtig „on the fly“ filmreif onboard genommen und wissen jetzt auch warum die Reederei „Hurtigrouten“ heißt. 

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