Wir fahren weiter am Kystriksveien. Es gefällt uns sooooo sehr hier. Die Sonne scheint. Wir haben wunderbare Ausblicke und finden tolle Plätze zum Wildcampen. Es folgt ein Fjord nach dem anderen. Manchmal fahren wir die Fjorde aus und ganz oft überqueren wir sie mit einer Fähre. Es fühlt sich an wie „Inselhopping“.






Und dann fahren wir von der zerklüfteten Küste aus bewusst auf die Insel Herøy, eine Abweichung von unserer geplanten Route. Jette, der trinkfeste Norweger mit dem Lotus von der Küchenparty, hatte uns diese Insel und Camp ans Herz gelegt. Und außerdem soll man den Gebirgszug „die 7 Schwestern“ von dort aus viel besser sehen können. Gesagt, getan, alles tip top.



Dabei möchten wir folgendes erwähnen. Die Fährüberfahrten sind für Füßgänger:innen und Radfahrende kostenlos. Die Übernachtung auf Campingplätzen ist preislich auch okay. Alles Andere ist teuer. Wir versorgen uns selbst und gehen bis auf wenige Ausnahmen nicht essen. In diesen Tagen gibt es die Ausnahme. Wir kommen zu einem Fähranleger. Auf einem Schild werden „hjemmelaget fish and chips“, also „hausgemachte“ angeboten. Einen kurzen Moment steht unsere gesamte Expedition auf der Kippe. Christian recherchiert Flüge nach Hause, nachdem Babsi vorschlägt, sich eine Portion zu teilen. Christian freut sich wie Bolle und er bekommt endlich „seine“ Fish and Chips und Barbara auch. Jeder eine Portion für sich, auch wenn man für den Preis in Deutschland nach Nelson Müller Ausschau hält, der die Pommes gesegnet hat.


Auf der Fährfahrt steht ein weiteres Ereignis bevor. Die Überschreitung des Polarkreises. Im T-Shirt sind wird auf Deck und sehen von weitem das „Denkmal“, das den 66. Breitengrad anzeigt. Viele Gäste sind aufgeregt und drängen sich für Fotos an der Reling mit großen Objektiven und fetten Digitalkameras. Wir lassen uns derweilen von einer wohnmobilfahrenden Fotografin für unsere Radtour bewundern. Ihr Mann guckt immer mal wieder ängstlich oder eifersüchtig rüber. Wir glauben, er hat Angst, dass er auch bald auf‘s Rad muss.
Der „Polarsirkelen“ wie er hier heißt, markiert den Breitengrad, ab dem die Sonne bei der Sonnenwende weder auf- bzw. untergeht, je nach Winter oder Sommer.
Unser ganzer Tag ist geprägt von Sonnenschein, kurzen Hosen und immer wieder Fähre fahren. Voll chillig also.



Wir starten durch nach Bodø. Von dort fahren wir mit der Fähre auf die Lofoten. Sie sollen so wundervoll sein, leider aber auch total überlaufen. Wir hoffen, dass sich der Ansturm in Grenzen halten wird, denn wir werden ja erst Ende August da sein.
Dann treffen wir im Wartehäusschen an einer Fähre Marvin, die Rakete. Er kommt aus Innsbruck, ist jung und sportlichst! Er radelt 250 km am Tag, hat seinen Fallschirm im Gepäck, will damit auf den Lofoten fliegen und dann weiter ans Nordkapp. Wir laden ihn zum Frühstück ein. So viel Radeln macht hungrig. Wir essen auch ständig. Er isst das halbe Brot. Nach der Ankunft der Fähre ist er in nullkommanix verschwunden. Gerade entwickelten wir ein bisschen Stolz auf unsere tägliche 80 km Leistung und das Projekt Nordkapp. Aber wie fast überall im Leben gibt es immer einen, der schneller ist …



Am 21. August kommen wir mal wieder an einem Schulgebäude vorbei. Der Zaun und die Einfahrt sind geschmückt mit kleinen norwegischen Flaggen, Luftballons und Zweigen. Das ist zur Begrüßung der Schüler:innen zum ersten Schultag nach den Ferien.
Dann wartet noch das „berühmte“ Toilettenhäuschen am Wegesrand auf uns. Also, naja es handelt sich eigentlich nur um den Rastplatz „Uredplassen“ an der Straße, auf dem das Toilettenhäuschen steht. Aber, auf allen vorherigen touristischen Übersichtsplakaten wird es angekündigt und auch bei Instagram posten alle darüber.
Bei dem Rastplatz handelt es sich um eine breite Terrasse mit einem großartigen Blick über den Fjord, das Meer und auf die Berge. Dabei hat das Toilettenhäuschen eine Betondecke, die wie eine Welle in die Terrasse fließt. Die Milchglaswand zum Wasser hin lässt sich per Knopfdruck klar schalten. Leider ist die Toilette geschlossen!
Was meist untergeht ist, dass der Ureddplassen außerdem ein Ort der Erinnerung ist. Hier wurde ein Denkmal zum Gedenken an die 42 Opfer (norwegische und britische Agenten) errichtet, die sich im U-Boot „Uredd“ befanden, als es im Zweiten Weltkrieg auf eine Mine gelaufen war. Das Wrack wurde 1983 in 105 m Tiefe gefunden. Ein Gedenkstein erinnert an die norwegischen und englischen Marinesoldaten, die zwischen 1940 und 1945 gegen die deutsche Besatzung gekämpft haben.
Leider begegnen wir hier auch immer wieder den Greueltaten, die damals im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen verübt wurden.



Und weiter geht`s in Regensachen durch die Landschaft. Kurz vor dem Tagesziel müssen wir noch die Brücke über den Saltstraumenfjord meistern. Christian schwächelt, stärkt sich mit einer Banane und einem Riegel mit Erdnüssen und Schokolade (so ein norwegisches Snickers) und dann gehts diese verdammte Brücke hinauf.
Bei auflaufenden Wasser strömt das Meereswasser in den Fjord hinein, bei Ebbe wider heraus. Am Saltstraumen ist die dadurch entstehende Strömung so groß wie nirgendwo sonst auf der Welt. 400 Millionen Kubikmeter Wasser strömen durch den Sund, erreichen dabei Geschwindigkeiten von 40 km/h und erzeugen Strudel mit bis zu 10 m Durchmesser und 4 m Tiefe. Nur zum Gezeitenwechsel kehrt kurz Ruhe ein, bevor es wieder los geht. Wir gucken auf das Wasser und genießen das Naturschauspiel.

Dann geht’s weiter zum Vandererheim nach Bodø. Allerdings finden wir trotz google maps und Garmin das Hostel nicht und so suchen und suchen wir bis wir merken: Wir stehen längst davor.
Im 2er- Zimmer trocknen wir wie so oft das Zelt, essen in der Gemeinschaftsküche und freuen uns auf die mehrstündige Fährfahrt Richtung Moskenes auf den Lofoten. Ist auch diese für Radfahrer frei? Wir finden im Netz nix dazu und sind gespannt.
Wow, was für fantastische Eindrücke.