Wanaka, ein kleines Städtchen und Ausgangspunkt vieler Outdooraktivtäten in der Berg- und Seenwelt, aber nicht so groß, gefällt uns beim Durchfahren sehr. Abends sind wir dort auf dem Campingplatz wieder mit Marine und Tongye zum Essen verabredet. Und dann kommt noch ein radelndes Paar aus Holland dazu. Beide Paare waren vorher unabhängig voneinander eine längere Zeit in Australien unterwegs,… die Stunden verfliegen. Wir laden uns gegenseitig ein und dann heißt es Abschied nehmen. Gerne würden wir mit den Anderen bleiben und mal einen Pausentag machen. Aber der Routeburn Walk ruft.

Der Weg nach Queenstown fordert uns. Es ist heiß, steil (ein Pass liegt dazwischen) und weit. Außerdem gibt es weit und breit keine Einkehrmöglichkeit. Direkt auf unserem Weg am Highway aber im Niemandsland kommen wir am BH-Zaun vorbei. Dieser ist eine beliebte aber auch umstrittene Touristenattraktion. Für die neuseeländische Brustkrebsvereinigung werden hier Spenden gesammelt und auf manchem Körbchen stehen traurige oder/und ermutigende Botschaften. Uns geht dieser Ort sehr nahe, denn erst vor kurzem ist eine Freundin von uns an Brustkrebs verstorben.



Wir kämpfen uns weiter durch die wirklich wunderschöne Landschaft auf die Passhöhe und freuen uns auf die Abfahrt. Bis hierher haben wir beide ja noch das Gefühl: wir sind zwar nicht die Schnellsten aber wir radeln Alles. Einer von uns ist aber mal wieder nicht vorbereitet. Und warum auch immer hat Christian die Vorstellung, dass wir nun nur noch nach Queenstown, ins absolute Outdoor-Mekka, rollen.






Aber weit gefehlt und nach so vielen Bergen und Radkilometern wird Christian Demut beigebracht. Der weitere Weg nach dem Pass zieht sich: immer wieder kommen knackige, kurze Gegenanstiege. Einige Male müssen wir auf die total befahrenen Straßen wechseln. Dort fahren viele riesige Pickups mit Bootsanhängern oder anderen vollgepackten Hängern. Und die meisten Autofahrer:innen fahren schnell und mit wenig Abstand an uns vorbei.
Die letzten Kilometer zum Yogaretreat ist es dann so steil, dass Christian nur noch schieben kann. Völlig fertig kommen wir bei unserer besonderen Unterkunft an.
Ein kleiner Ganesha begrüsst uns, dazu Klänge von Windspielen. Ein bisschen Klischee, sonst nix. Wir klingeln, wackeln am Windspiel, machen auf uns aufmerksam. Aber nix, vorsichtig tasten wir uns vor und gelangen in einen traumhaften Innenhof und Garten. Niemand von den Anwesenden hinter den Scheiben scheint uns wahrzunehmen. Wir sind wirklich fertig, durstig, hungrig und völlig überhitzt. Dann endlich erscheint Paul: langhaarig, drahtig, groß. Er ist im besten Alter, also so wie Christian. Mit einem großen Hirtenhund und drei kleinen „Taschenratten“ betritt er das Retreat. Er sieht uns und sagt: „Oh it seemed to be hot, we can drive to the lake and swim. It’s good.“
Im großen und im yogastyle gestalteteten Garten bekommen wir eine wunderschöne kleine Kabine mit großen Fenstern in drei Richtungen. Um uns herum sind Büsche und Bäume und wir haben das Gefühl, mitten im Djungel zu schlafen. Die Küche, das große Wohnzimmer und die riesige Terrasse zum See wird von allen genutzt, den Gästen (fünf sind es gerade) und der Familie. Weil Weihnachten vor der Tür steht sind die Großmutter und die 30-jährige Tochter Marama, die auch noch zwei Freunde mitgebracht hat, da. An wenigen Schränken in der Küche steht privat, ansonsten: „Help yourself“, inklusive ist eine Siebträger-Kaffeemaschine. Anfangs fühlt es sich komisch an, sich so mitten in die Familie einzumieten. Aber im Laufe der Zeit werden wir immer lockerer. Wir kochen, machen „Hollerküchla“ zum Nachtisch (das muss sein, denn der blühende, duftende Hollunder am Wegesrand fordert gerade dazu auf) und backen Brot. Christian quatscht mit Marama. Sie fachsimpeln sehr viel übers Kochen und über Vater-Tochter Beziehungen. Marama würde gerne Debbie, Mina und Linnea kennen lernen. Der Ort fühlt sich wunderbar an und wir fragen ob wir nach dem Routeburn -Track nochmal wiederkommen können. Doch leider ist alles ausgebucht.








Am nächsten Tag vollbringt Barbara die logistische Meisterleistung unseres Neuseeland Aufenthalts. Zuerst schaut es düster aus: Wir werden den Routeburn Track am 25.12. starten und benötigen für die 250 km von Queenstown aus bis zum Start einen Shuttlebus – eigentlich kein Problem aber am 25.12. ist auch hier Weihnachten, alles zu und es gibt verständlicherweise keine Dienstleistungen. Dazu kommt ein Unterkunftsproblem vor und nach dem Walk und das Herankommen an unsere Fahrräder inklusive Gepäck nach der Wanderung (Start und Ende liegen 325 km voneinander entfernt). Wir nerven den Shuttleservice und spinnen Alternativen mit dem Ranger von der zuständigen Naturschutzbehörde und bei der Touriinfo. Es kommt etwas Verzweiflung auf. Irgendwie scheint keine Lösung in Sicht.
Aber dann schaltet sich in der Touriinfo Shalaka ein. Shalaka meldet sich aus der 2. Reihe als sie wahrnimmt, dass wir mit der ersten Mitarbeiterin nicht weiterkommen. Mit indischen Akzent sagt sie: „I can help, I have an idea.“ Shalaka ruft Busgesellschaften, Gepäck Services und Unterkünfte an. Sie telefoniert hin und her und hält zwischendurch Rücksprache mit Barbara. Sie gerät fast in Rage, sie ist toll und hat so einen Spaß an der Herausforderung! Christian fühlt sich fast etwas ausgeschlossen. Dann schlägt sie Christian vor, Burger bei „Fergburger“ zu holen, sie seien die Besten der Welt. Wenn Christian mit dem Essen zurückkommt, sei das Problem gelöst.
Vor dem Burgerladen, laut Ed Sheeren, der beste der Welt, trifft Christian auf eine 50 m lange Schlange. Nach 40 Minuten ist Christian mit Burgern zurück im Office und der Plan für die nächsten Tage steht. Spannend bleibt ob das alles klappt.

An Barbaras Geburtstag stehen wir um fünf Uhr auf und machen einen Ausflug in einen Fjord (Milford Sound): steile, ganz nahe, imposante Felswände und wir ganz klein dagegen auf einem Bötchen. Christian beschert Barbara mit einem selbstgebackenen Kuchen (ihren diesjährigen Wunschkuchen „Gingerbread“ hat er im Yogaretreat gebacken) und einem leckeren Abendessen.








Heiligabend und Weihnachten fallen thematisch gesehen aus. Das passt hier nicht hin: Helligkeit bis 22.00 Uhr, sommerliche Temperaturen, fehlende adventliche „Hinführung“, Mangel an spirituellen Gedankenanstößen, zu bunte, kitschige Weihnachtsdeko und unsere Familien und Freund:innen sind weit weg. Da fällt sogar das gegenseitige Wünschen von „Frohe Weihnachten“ schwer.

Das geht dann aber gut ab dem 25. Wir starten zu unserer 3-tägigen alpinen Wanderung (Routeburn Track = Great Walk). Dort wünschen alle Entgegenkommenden „Merry Christmas“. Wir sind auf abgelegenen Pfaden unterwegs, schlafen im Zelt auf einfachen Zeltplätzen in der Wildnis und hängen im Offline-Modus unseren Gedanken nach. Barbara freut sich riesig, in Neuseeland nun auch mal im alpinen Gelände unterwegs zu sein.




















Als wir am Endpunkt ankommen sind wir noch entspannt. Es ist früh und unsere Räder und das Gepäck „müssen“ noch nicht angekommen sein. Wir ruhen uns aus und beobachten all die Leute, die hierher kommen. Dann werden wir langsam nervös. Wir können nicht nachhaken, denn seit drei Tagen haben wir kein Netz: „Ist da was schiefgegangen?“ Und dann ruft plötzlich jemand „Barbara?“ Es ist der Mann vom Shuttleservice, der unsere Räder bereits abgeladen hat!
Wir haben wieder voll Lust, packen um und graveln 25 Kilometer, meist abwärts zum Campingplatz in Glenorchy.
Der Name des Platzes ist schon sympathisch: Mrs Woollys Campground. Daneben gibt es noch Mrs. Woollys General Store (Tante Emma Laden und Neuseeland-Souvenirs vom Feinsten) mit Café. Eine reizvolle Kuchenauswahl, Salate, hausgemachte Pies und die nötigsten Lebensmittel gibt es hier. Waren wir die ersten beiden Monate manchmal alleine auf Campingplätzen ist nun alles ausgebucht. Die Einheimischen sprechen von den mad days und es geht bei den Unterkünften gar nix mehr. Erst ab dem 8. Januar soll es besser werden, traditionell arbeiten dann wieder viele Neuseeländer:innen. Wir sitzen also in Glenorchy fest, genießen es allerdings auch.
Nach drei Tagen und einem Radausflug zu einem „Herr der Ringe“ Drehort ist es aber auch genug und wir radeln weiter.
Wir wollen zum Lake Pukaki und zum Mount Cook Nationalpark.










Sandfliegenbelästigung




Schön von Euch zu lesen! Mega coole Fotos!
Da kommt Fernweh auf! Genießt die Zeit!
Wir freuen uns auf den nächsten Teil 🥰
Wunderschön. Vielen Dank .
Ooooooh toll!!!!! Ihr habt noch so viel vor euch. Toll. Es macht Spaß mitzureisen. Blöd ist nur, dass es nicht möglich ist das ganze Essen mitzuprobieren.
Uns war schon aufgefallen, dass wir viel über unsere „Ernährung“ schreiben. Neben Radeln, Schlafen, Socializen und Planen ist das Essen der Mittelpunkt überhaupt. Warte ab, es kommt noch „intensiver“,… Fortsetzung folgt.