Mit David fahren wir zusammen den Rest des A2O, noch eine Tagesetappe, nach Oamaru. Unterwegs nehmen wir die „Elephant Rocks“ mit und beobachten Merinoschafe. Dann feiern wir das Ankommen am Ozean und werden etwas wehmütig, weil wir die letzten Kilometer auf unseren Bikes in Neuseeland fahren.







Wir stellen die Zelte auf dem kleinen Platz im Hafen auf und gehen in die hiesige Brauerei. Abends steht dann eine Pinguin Safari an. Die „little blue penguins“ sind höchstens 30 cm groß, wiegen ungefähr ein Kilo und werden 8 – 10 Jahre alt. In Oamaru sind die ältesten Pinguine sogar 21 Jahre alt. Die „little blue penguins“ durchqueren bei ihrem Weg vom Meer zu den Nistplätzen ab Anbruch der Dunkelheit den Hafen und können dabei beobachtet werden. Aber ganz so einfach ist es nicht. Sie lassen sich Zeit und sind schwer zu finden. Christian quatscht einen Mann mit gelber Security-Weste an. Der sagt er hätte nix mit den Pinguinen zu tun, er arbeitet eigentlich im Supermarkt. Er verrät aber, dass die Vögel erst in der Dunkelheit kommen und dass er sie einer Frau zeigen wolle. Barbara läuft an der Promenade hin und her. Christian, Sohn eines passionierten Jägers sagt, dass Ansitzen der richtige Weg sei. So sitzt Christian am Strand. Kaum ist Barbara weg wird er von der ersten Frau mit „sorry“ angesprochen. Aber sie will nicht den gut aussehenden reifen Mann kennen lernen sondern nur wissen was der Mann mit der gelben Weste gesagt hat. Kaum ist die erste Frau weg, fragen die nächsten und noch weitere. Um 22:30 Uhr meldet sich Barbara von der Pinguin Patrouille. Sie hat einen! Fast gleichzeitig sieht Christian auch einen. Die Kleinen sind putzig anzusehen aber schwer zu fotografieren. Es ist ja dunkel und blitzen ist verboten. Wir bleiben lange da und beobachten die kleinen Tiere wie sie die Böschung hochklettern, abwarten und in einem günstigen Moment weiter watscheln bis sie in der Dunkelheit wieder verschwinden.

Am nächsten Morgen besichtigen wir zu dritt noch die Altstadt von Oamaru. Es ist die erste Stadt hier in Neuseeland, die aus unserer europäischen Perspektive, eine kleine Altstadt hat. Ab 1850 kamen die ersten europäischen Siedler. Aus „Limestone“, ein örtlicher Kalkstein, schufen sie klassizistische Gebäude, die bis heute den historischen Stadtkern prägen. Uns erinnern einige Straßenzüge an die Architektur in Frankreich.








Am Nachmittag heißt es dann Abschied nehmen von David. Das tun wir bei einer ordentlichen Portion fish and chips mit einem pale ale, f & c ist nämlich wie das Bier auch australisches Nationalgericht bzw. Getränk. Wir sind gespannt ob er uns mal besuchen kommt.
Die Busfahrerin des Intercitys nach Christchurch ist voll gestresst, uncool und nervt. Letztendlich muss sie die Räder aber mitnehmen weil sie angemeldet waren und so werden sie in den Bus gequetscht.


In Christchurch schlafen wir auf einem Camping in der Nähe des Strandes und radeln am nächsten Tag wieder zurück nach Christchurch Centre. Christchurch wurde durch ein Erdbeben im Jahr 2011 schwer beschädigt und forderte 185 Tote. Es gibt viele Baustellen, immer noch beschädigte Gebäude und viele neue Gebäude. Das Vorbeiradeln hinterlässt an einigen Stellen einen bedrückenden Eindruck. Wir besichtigen eine Kirche aus Pappe „cardboard cathedral“, die bereits zwei Jahre nach dem Erdbeben fertiggestellt war und der Gemeinde einer zerstörten Kathedrale als Ersatz dient. Die „neue“ Kirche wurde aus Pappröhren, lokalem Holz, Stahl und noch ein paar weiteren Materialien errichtet. Die Baustelle der zerstörten Kathedrale sehen wir auch. Nach einem jahrelangen Streit entschied man sich doch für den Wiederaufbau. Wir schauen uns auch das Arts Centre an. Es ist ein Zentrum für Kunst, Handwerk und Performance in alten Gebäuden der University of Canterbury. In einer Ausstellung zur Geschichte des Zentrums entdeckt Christian, dass Ernest Rutherford, ein wichtiger Physiker, hier studierte. Außerdem schlendern wir durch den Botanischen Garten und bewundern überall Streetart. Das Besondere an Christchurch aus Radler:innensicht ist das toll ausgebaute Verkehrsnetz für Radfahrende. Das hatten wir so bisher in Neuseeland noch nicht. Wir kommen gut und sicher voran und sehen auch viele Einheimische, die mit ihren Bikes unterwegs sind.














Wir verbringen noch eine Nacht im Zelt und radeln dann in ein 20 km entferntes Industriegebiet, um den Leihwagen, ein sogenanntes „relocation car“ abzuholen. Bei einem „Relocation car“ handelt es sich um einen Leihwagen, den man umsonst, in einem bestimmten Zeitraum oneway von A nach B bringt. Für wenig Geld kann man den Wagen ein paar Tage länger buchen. Wir haben das Auto für 8 Tage und müssen es dann am Ende in Auckland (dort geht unser Flieger zurück nach Deutschland) abgeben. Barbara will ein möglichst kleines Auto, der Umwelt zu Liebe. Christian hätte gerne einen Toyota Landcruiser. Gefühlt fährt die halbe Südinsel mit so einem Ding durch die Gegend. Schließlich einigen wir uns auf einen Toyata RAV4, kleiner als ein Landcruiser aber so groß, dass die Fahrräder und all unsere Ausrüstung gut in den Wagen passen.

Und schon fahren wir los in Richtung Picton, dem Fährhafen zur Nordinsel. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Picknickstop am Strand und während wir essen knattert ein Motorrad auf dem Hinterrad über den Strand. Wir sind sehr verblüfft von diesem Wheely, schauen weiter aufs Meer und genießen den schönen Ausblick. Plötzlich entdeckt Christian Delfine. Zwei große Tiere spielen in Strandnähe mit den Wellen, es sieht aus als würden sie surfen. Sie sind so schön anzusehen aber schwer zu fotografieren.


Auf der Nordinsel angekommen, fahren wir am Lake Taupo vorbei nach Tauranga. Dort hat Barbara „Schwimmen mit Delfinen“ gebucht. Sie freut sich schon sehr. Im letzten Moment entscheidet Christian, sich das doch nicht entgehen zu lassen und kommt mit. Dir Tour mit einem kleinen Boot soll sechs Stunden dauern und der Veranstalter verspricht, dass man zu 99 prozentiger Sicherheit Delfine sehen kann. Das Schwimmen mit Delfinen kann aus Tierschutzgründen nur stattfinden, wenn in der Delfingruppe keine Babydelfine dabei sind. Also hofft Barbara sehr, dass die Delfinbabys schon groß sind und unsere Anwesenheit im Ozean vertragen können. Nach einer Stunde Fahrt will Barbara die ersten Fotos machen und stellt fest, dass ihr Handy noch am Fahrrad ist. Das stresst jetzt ein bisschen. Mit der „Wo ist?“ Funktion von Christians Telefon gelingt es, Barbaras Gerät zu orten und zu sperren. Hoffen wir mal, dass es später noch da ist. Die Crew des Bootes meint, dass Barbara sich keine Sorgen zu machen brauche. Es würde schon alles gut gehen. ABER nun kommt ein weiteres Problem auf uns zu. Barbara wird immer grüner im Gesicht, denn der Seegang ist immens. Das Handy wird egal und gerät völlig in den Hintergrund.
Auf dem Boot sind etwa 15 Personen. Eine junge Frau fängt mit der „Fischfütterung“ an und dann werden es immer mehr. Irgendwann ist auch Barbara dabei. Sie schlägt sich tapfer, wer aber mal seekrank war weiß wie es ihr geht.
Und dann plötzlich sind wir umgeben von etwa 60 Delfinen. Es macht Spaß und ist faszinierend, den Tieren zuzusehen, sie spielen mit den Wellen, begleiten das Boot, springen und scheinen miteinander richtig Spaß zu haben. Barbara schafft es, für ein paar Momente die Seekrankheit zu vergessen. Es ist magisch. Die Tiere machen gute Laune und lassen erstmal alles in den Hintergrund treten. Gemeinsam genießen wir die „Common Dolphins“. Es handelt sich um eine recht kleine Walart, die aber fast weltweit verbreitet ist. Ihr Rücken ist grau, der Bauch weiß. Das wird wohl ein unvergessliches Erlebnis. Es zeichnete sich schon ab, dass es mit dem Schwimmen zusammen mit den Delfinen nix wird. Die Wellen sind einfach zu hoch, es wäre zu gefährlich, ins Wasser zu gehen und vor allem würden wir nicht mehr ins Boot zurückkommen. Das ist schon ein Wehmutstropfen aber so ist es dann eben mit den Naturgewalten. Die Crew kümmert sich liebevoll um die „Kranken“ und der Kapitän fährt wegen des Seegangs zwei Stunden früher als geplant zurück in den Hafen. Beseelt von diesem Ereignis aber auch froh, wieder an Land zu sein (Barbara!) finden wir auch Barbaras Handy unberührt in ihrer Oberrohrtasche wieder.


Nun sind wir mit Colin, unserem „ehemaligen“ Warmshowers Gastgeber (wir waren zu Beginn unserer Neuseelandreise bei ihm zu Gast) in der Nähe von Rotorua verabredet. Wir wollen noch vulkanische Aktivitäten erleben und Colin hat sich angeboten, eine Führung in dem kleinen Geothermalpark „Orakei Korako = das versteckte Tal“ zu geben. Um die geothermische Zone des Tals zu erreichen wird man per Boot über den See gebracht und kommt zu den imposanten „Emerald Terraces“, den größten Silikatterrassen Neuseelands. Eine etwa 60-minütige Wegstrecke führt an einem Geysir, an weiteren Silikatterrassen, Schlammlöchern, heißen Quellen und Wasserbecken und an einer Höhle vorbei. Wir erleben eine andere Welt und haben so etwas vorher noch nie gesehen. Es zischt, blubbert, dampft, pulsiert, stinkt und wir sehen Landschaftsformationen in kräftigen Farben und ungewöhnlichen Strukturen.
Abends campen wir gemeinsam an einer heißen Quelle im Waikite Valley und genießen die „hotpools“. Das Wasser stammt aus einer heißen Quelle. Ein kurzer Wanderweg führt zur Stelle, an der das Wasser an die Oberfläche tritt. Es ist extrem beeindruckend wie es hier blubbert und dampft und wie permanent so viel heißes Wasser austritt. Das Wasser fließt einige hundert Meter in einem Bachbett, wird noch etwas heruntergekühlt und speist dann mehrere Pools in einer Anlage.
Am nächsten Tag zeigt Collin uns in früher Morgenstunde eine Stelle, an der wir in einem Bach, sozusagen in natürlicher Umgebung, im heißen Wasser baden können. Colin wählt einen „geheimen“ Zugang, den nur die Einheimischen kennen. Er ist etwas verwundert, denn der Wasserstand ist relativ niedrig. Colin betritt das Bachbett und sagt, dass wir noch ein Stück gegen die Fließrichtung laufen. Aber wir können ihm nicht folgen. Das Wasser ist so heiß, dass Barbara nach dem Einsetzen eines Fußes, diesen sofort wieder herauszieht. Sie kann gar nicht verstehen wie Colin das aushält? Er findet eine tiefe Stelle, die er dafür geeignet hält, um sich hineinzulegen. Hä? Hat Colin kein Temperaturempfinden, kein Schmerzempfinden? Wir gehen bachabwärts und wählen die Stelle für unser Bad aus, an der ein anderer, kühler Bach mit dem heißen Bach zusammenfließt. Colin kommt irgendwann auch zu uns und ist dann doch ganz froh über die Abkühlung. Barbara hält es nicht sehr lange im warmen Wasser aus. Das ist einfach nicht ihr Ding. Allerdings ist sie äußerst fasziniert davon, dass auf unserer Erde solche Naturphänomene zu finden sind.
So aufgeheizt frühstücken wir auf einem Picknickplatz und verabreden uns für den Abend bei Colin zu Hause. In der Zwischenzeit besuchen wir Beide einen weiteren Geothermalpark, das „Wai-O-Tapu Thermal Wunderland“. Wir passieren mehrere Krater mit Schwefelausblühungen, heißen Quellen und heißen Seen in allen Farben. Ganz besonders ist der „Champagne Pool“. Es ist ein heißer See von ca. 60 m Durchmesser, in dem das aufsteigende Kohlendioxid brodelt. Sein Rand ist durch Mineralien rostrot eingefärbt. Außerdem sehen wir Schlammlöcher mit brodelndem Schlamm.
Bei Colin angekommen serviert er uns ein fürstliches Abendessen mit all den leckeren Gemüsesorten, die die Ernte aus seinem Garten hergibt! Wir reden viel, lernen uns besser kennen und wünschten, dass Colin unser Nachbar in Bochum wäre! Wir schweben auf einer Wellenlänge und es könnte ewig so weiter gehen.





















Aber wir haben noch ein Highlight, das auf uns wartet. Genau wie wir unsere Neuseelandtour begonnen haben, wollen wir sie auch beenden. Wir wollen nochmal surfen. Und so machen wir uns auf nach Raglan, einer Surferhochburg an der Westküste, die uns schon anfangs empfohlen wurde.
Barbara vermisst das Radeln und macht sich auf ihrem Drahtesel auf nach Raglan. Sie fängt nochmal den Sommer ein und genießt die blühende Natur am Wegesrand. Christian muss den Wagen dorthin bringen aber das findet er ganz gut. Er quatscht noch lange mit Colin und kommt dann gleichzeitig mit Barbara an. Wir landen in einem Surferstädtchen, das alle Klischees erfüllt. In einem alten Eisenbahnwaggon in einem Yoga Retreat kommen wir unter. Dieses Mal ist es schwieriger zu kontakten. Vielleicht liegt es daran, dass wir den Altersdurchschnitt extrem heben?














Jedenfalls leihen wir uns Boards und gehen an den Strand. Wir haben echt Spaß und stehen das ein oder andere Mal auf dem Brett! Nach einer Pause gehen wir nochmal ins Wasser und wie könnte es anders sein? Genauso wie beim ersten Mal werden wir auch von oben nass!






Der letzte Tag in Neuseeland ist vollgepackt. Wir haben aber viel Zeit, da wir erst am Abend losfliegen. So schlendern wir am Vormittag noch durch Raglan und fahren dann nach Auckland. Dort stellen wir die Räder zuerst am Flughafen ab und holen die bestellten Fahrradkartons bei einem Fahrradladen ab. Der Mitarbeiter des Ladens ist der Wahnsinn. Er meint, dass er nach Geschäftsschluss zum Flughafen kommen könnte, falls wir die Pedale nicht abbekommen würden! Zurück am Flughafen, laden wir alles aus und Christian fängt an, die Räder zu zerlegen. Barbara bringt den Wagen zum Verleiher und geht zu Fuß zurück zum Flughafen.
Es funktioniert alles prima und dann sitzen wir im A380 nach Dubai. 17 Stunden Flug liegen vor uns und wir fragen uns, warum wir das nicht aufgeteilt haben? Aber dann wird es es gar nicht so schlimm wie gedacht, vielleicht, weil es die ganze Zeit Nacht ist und wir viel schlafen, schlummern, ruhen können.
Nach einem kurzen Stopp in Dubai fliegen wir weiter nach Düsseldorf. Wir kommen mittags an und müssen Ewigkeiten auf unser Gepäck warten. Aber unsere Räder kommen auch an und so radeln wir nach dem Zusammenbauen wie geplant nach Hause. Auf Radwegen geht es über Ratingen, Heiligenhaus, Velbert und Hattingen nach Bochum. Die „Kälte“ macht uns gar nichts aus, wir sind ja in Bewegung aber, dass es sooo bald dunkel wird und wir von jetzt auf dann fünf Stunden weniger Tageslicht haben, das ist schade.
Kurz vor Schluss wartet dann noch ein Miniabenteuer am Leinpfad an der Ruhr auf uns. Eine Absperrung weißt auf einen Hangrutsch hin. Natürlich fahren wir weiter: hier gibt es des öfteren Absperrungen und jedes Mal klappt es irgendwie mit dem Durchschlängeln. Aber, dieses Mal ist das Ausmaß wohl doch heftiger und wir finden keine Möglichkeit, mit unseren Fahrrädern durchzukommen. Weit zurückfahren wollen wir aber auch nicht und so nehmen wir lange Treppen ins Rauendahl in Kauf. Da müssen wir uns doch gegenseitig bei Laune halten.
Die Aussicht auf eine Pizza, die Mina, Christians Tochter, für uns zu Hause bäckt, lässt uns das Ganze doch mit Humor sehen. Leckeres Essen motiviert!!!
Ende




Schön, dass Ihr wieder zurück seid – auch wenn sich Euere Berichte so lesen, als wenn Ihr noch Lust auf‘s Reisen für die nächsten 10 Sabatjahre hättet!!!
Liebe Grüße,
Frank
Danke, für euren schönen Reisebericht und wer weiß wo euch euer Nächstes Abenteuer hinführt.
eine schöne letzte Etappe hattet ihr noch, wenn auch ohne Fahrräder. Ihr seid verrückt, zu Hause direkt vom Flughafen noch nach Hause zu radeln 😂 Gefällt mir, mache ich aber sicher nicht! Freu mich, euch dieses Jahr wieder zu sehen! Aber erstmal nozfrohes Sabbaten euch!
Danke euch, dass ich an eurer Reise, den Erlebnissen und Eindrücken teilhaben konnte. Ganz liebe Grüße, Barbara