Nach dem Hooker Valley Walk zum Aoraki/Mt. Cook starten wir am Abend offiziell den Alps2Ocean Trail. Nach ca. 5 km müsste man einen Helikopterflug nehmen, um dem Trail auf der anderen Seite des Tasman-Flusses (später Pukaki-Sees) zu folgen. Wir haben uns aber gegen diese Option entschieden: für uns passt dies nicht zu unserer Fortbewegungsmethode und außerdem wäre es ein 3 Minuten Flug für viel Geld. Die Straße zum Campingplatz ist aber am Abend fast leer und es wird ein schöner Ride entlang des Flusses und nach vorne haben wir immer den Pukakisee im Blick, wir fahren quasi parallel zum Trail. Nachts gibt es einen fantastischen Sternenhimmel zu sehen. Nur in der chilenischen Wüste soll man noch besser ins All blicken können, angeblich ist dort der einzige Ort auf der Welt mit noch weniger Lichtverschmutzung. Christian versucht es zu fotografieren, es kommt der Wirklichkeit aber nicht so nah. 

Am nächsten Tag geht es dann einen Podcast lang auf der Straße weiter. Wir blicken oft zurück, denn die Sicht auf den Aoraki ist heute fantastisch.

Dann stoßen wir wieder auf den Trail, der immer cool mit A2O abgekürzt wird. Über 300 km auf mehr oder weniger ausgebauten Singletrails erwarten uns. Das weitere Stück heute nennen wir „the desert“: trockenes, flaches, braches Land. 

Wir übernachten wieder in Twizel, da waren wir schon mal auf dem Hinweg. Am nächsten Tag kommen wir zum Lake Ohau. Dieser See hat wieder alpine Gipfel im Hintergrund und ist komplett unbebaut. Die Szenerie erinnert uns an den Malojasee in der Schweiz. Der Unterschied liegt aber darin, dass es hier super trocken ist und weit und breit kein Dorf oder irgendeine Touristenattraktion, Café, Imbissbude, etc. zu sehen sind. Irgendwann und nach heftigem Gegenwind taucht die Lodge auf, in der wir ein Zimmer gebucht haben. Sie ist old fashioned, man könnte auch sagen „vintage“, Barbara fühlt sich ein bisschen wie im Sanatorium (einiges ist hier wirklich noch aus den 50er Jahren). Das kommt jetzt vielleicht negativ rüber aber so ist es nicht gemeint. Wir finden es hier prima und fühlen uns hier total wohl! Und die Umgebung ist so sagenhaft, übrigens ist der Aoraki/Mount Cook auch hier im Hintergrund zu sehen. Wir freuen uns und weil die Beine jetzt einfach mal eine Erholung brauchen bleiben wir dann sogar zwei Nächte. 

Am Nachmittag geht Christian in die Bar und möchte ein „Gezapftes“ trinken. Aber so richtig weiß er nicht, welche Sorte er nehmen soll. Ein anderer Mann an der Theke läd ihn zu einem Pale Ale ein. Eigentlich nicht so Christians Ding aber bei der Hitze ist der Geschmack doch klasse. Nachdem die anderen Sorten auch noch probiert werden, freunden sich Christian und  David an. Nachdem Christian seine Schuhe wieder gefunden hat, sitzen wir beim Abendessen gemeinsam am Tisch und so lernt Barbara David auch noch kennen. David kommt aus Australien, radelt den A2O und bleibt auch zwei Tage in der Lodge.

Am Ausruhtag kühlen wir uns im Ohau Bergsee ab, blicken auf den Mount Cook, schreiben im Blog und quatschen viel mit David. Am Abend kommt noch Kate dazu, eine Yogalehrerin aus Christchurch, die ein paar Jahre in Amsterdam gelebt hat. Ein weiterer geselliger Abend in der Lodge folgt.

Da David auch den A2O fährt verabreden wir uns mit ihm auf dem nächsten Campingplatz. Auf dem ersten Stück geht es bergauf aber wir blicken dabei immer hinab auf den Lake Ohau und haben am „Pass“ eine super Aussicht auf die Steppe und die kahlen Berge im Hintergrund. Die Abfahrt ist flowig und weil es gut läuft, machen wir noch einen Abstecher zu den Bay Cliffs. Die Schotterstraße dorthin ist ätzend, denn sie hat tiefe Rillen, außerdem haben wir starken Gegenwind. Umso schöner wird es dann als wir wieder auf dem Trail sind. Wir treffen David, trinken Kaffee zusammen und fahren gemeinsam zum Campingplatz. Nach einer erholsamen Nacht fahren wir am nächsten Morgen weiter auf dem A2O in Richtung Kurow.

Es wird ein traumhafter Trailabschnitt. Wir fühlen uns wie auf Korsika. Der Trail führt zum Teil an der Abbruchkante entlang, es ist heiß, der Himmel strahlend blau. Heute kühlen wir uns mittags mal in einem der uns ständig begleitenden Seen/Flüsse ab.  

Die Campbetreiber in Kurow sind unfreundlich aber wir treffen die radelnde „VeloClaudi“ aus der Schweiz wieder. Anfang November waren wir in Muriwai (Strand auf der Nordinsel, nördlich von Auckland) per Zufall auf dem gleichen Campingplatz und haben seitdem immer mal wieder gegenseitig geschrieben. Wir freuen uns sehr sie zu treffen und sind gespannt auf ihre Geschichten. David, der Aussie aus der Ohau Lodge, ist auch immer noch mit uns unterwegs.

Radfahren verbindet: Wir essen zu viert zu Abend und sitzen noch lange draußen zusammen.

Nach einer viel zu kurzen Nacht sitzen wir wieder beim ausgiebigen, zusammengewürfelten Frühstück: politisieren, fachsimpeln und planen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. David, Barbara und Christian entscheiden heute nur eine kurze Strecke zu fahren, in einen kleinen Ort im Nirgendwo auf dem Track. Claudia empfiehlt den Pub, natürlich der einzige im Ort und den dortigen Zeltplatz. Wir kaufen nicht ein, da wir abends im Pub essen wollen. Im Moment des Abschieds entscheidet Claudia sich, mit uns mitzukommen,  also wieder zurückzufahren. Sie freut sich so, mit uns zusammen zu sein, dass sie in Kauf nimmt, die Strecke nun insgesamt dreimal zu radeln. Wir freuen uns genauso sehr. Es ist so unterhaltsam in unserer Vierergruppe und zu viert zu radeln gefällt uns auch. 


Als wir ankommen machen wir zuerst einen Einkehrschwung in das „flying pig“, ein kleines Café. Davor sind mehrere riesige Traktoren plus angehängte Maschinen geparkt. Die dazugehörigen jungen Farmer:innen decken sich gerade mit Takeaway ein und halten einen Plausch. 

Sarah, die Besitzerin nimmt uns auf und schnell haben wir das Gefühl hier dazuzugehören. Der Name des Cafés, so erzählt Sarah, kommt daher, dass niemand glaubte, dass ein Café hier im kleinen Dorf, umgeben von Farmland funktionieren würde. Schließlich könnten Schweine auch nicht fliegen. Und nun ist das Café das Herz des kleinen Ortes. 

Der Camping, den Claudia ja schon kennt, ist einfach aber klasse und der Abend im Pub ist wunderbar und bierlastig. 

Der nächste Morgen wird noch „müder“ und Niemand von uns Vieren drängelt in Richtung Aufbruch. Letztlich entscheiden wir, zu viert einen Tag länger in Duntroon zu bleiben. Aber was sollen wir essen??? Einer von uns könnte sich opfern und 30 km nach Kurow zum Einkaufen zurückradeln. Per Anhalter dorthin zu kommen, wäre eine andere Möglichkeit. Wir könnten aber auch nochmal in den Pub gehen.

David sagt, wir sollten „vertrauen“ und einfach mal im Dorf ein paar Leute fragen. Nach 15 Minuten kommt er mit einer Lammkeule zurück und nun ist der Ehrgeiz da, hier auf diesem einfachen Platz mit einfachsten Küchengeräten eine Lammkeule, ein wie die Kiwis sagen „roast“ zu machen.

Claudi hat einen super Draht zu Steve, der Boss des Camps. Er spendet Rotkohl, Möhren und Rettich aus dem eigenen Garten. Ian, ein anderer Camper gibt Zwiebeln dazu. Im Dorf gibt es eine „foodsharing Hütte“, da finden wir Kartoffeln. Knoblauch und Rosmarin gibt es bei Sarah im „Flying Pig“. Sie meint, dass wir verrückt seien, so etwas auf dem Camp zu machen.  Wir kochen zusammen, hören Musik aus der Jugend, und Gott sei Dank versorgt der Pub die Crazy Cyclists mit Bier. Außerdem nehmen Claudi und Barbara ein Bad im Fluss. Claudia, die Fahrrad-Spezialistin, guckt auch noch nach unseren Rädern. Der Abend wird wunderbar und endet mit Kartenspielen und Candellights.

Am nächsten Morgen frühstücken wir bei Sarah im Café. Dann heißt es Abschied nehmen von Claudi. Wir haben aber ein sicheres Gefühl, uns in Europa wieder zu treffen. Mit David fahren wir zusammen den Rest des A2O. 

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3 Kommentare

  1. Aaaach ihr Süßen, mir kommen die Tränen vor Freude! Es waren einfach so wundervolle gemeinsame Tage in Kurow und Duntroon! Ganz viel Liebe geht raus an euch zwei, bis diesen Sommer irgendwo zwischen Bodensee und Bochum 😍😍😍

  2. Es macht immer wieder Spaß euch zu folgen! Abwechslungsreich, spannend und manchmal wie in einer anderen Welt … damit meine ich z.B. den Hubschrauberflug ( auf den ihr ja verzichtet habt). Glück Auf Gero

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