Wir kommen durch das erste Dorf in Österreich und schon landen wir auf dem Feuerwehrfest. Oberkrainer Blasmusik live und Barbara ist kaum noch vom Tanzen abzuhalten und Christian nicht vom frisch gezapften Bier. Aber unser Camping am Faaker See ruft.

Vom Millstätter See aus geht es zunächst an der Drau entlang, dann stetig bergan. Die Königsetappe mit 1400 Höhenmetern liegt vor uns. Wegen der Hitze starten wir früh aber nach wenigen Höhenmetern bleiben wir im Örtchen Gmünd, einem Künstlerort, erstmal hängen. Monika, eine Kollegin von Barbara, gibt uns den Tipp, hier auf keinen Fall das „Haus des Staunens“ zu verpassen. Wir haben Glück und bei unserer Ankunft startet eine Führung. Wir sind äußerst angetan von den Ideen, die wir hier erleben können. Und weil es so schwer zu beschreiben ist, kopieren wir hier einfach die Infos, die auf der Homepage zu finden sind: „mit den Augen hören, mit den Ohren sehen – eine interaktive Erlebniswelt ermöglicht einen spielerischen Wahrnehmungszugang in die Welt der Musik, Farben, Formen und Bewegungen. Zahlreiche Experimentierstationen lassen Schwingungen nicht nur hörbar, sondern auch seh- und spürbar werden. Besonders eindrucksvoll und formenreich sind die von Alexander Lauterwasser entwickelten WasserKlangBilder, in denen er die Gestaltungsvorgänge von Schwingungen im Medium Wasser auf unnachahmliche Weise sichtbar macht. Mit Hilfe der Wassertrommel, den Klangplatten, Sonoskopen und einem KlangSchiff kann man Klangfiguren selbst herbeizaubern, seinen „eigenen Ton“ auch visuell erleben und sein KlangBild mit nach Hause nehmen…“


Christian nimmt Teile von Barbaras Gepäck und langsam aber stetig schrauben wir uns bei Gluthitze den Katschberg hoch. Die letzten 500 Höhenmeter sind echt steil. Selbst mit elektronischer Unterstützung ist es extrem anstrengend. Der Berg wird unser Meisterstück. Den Applaus der Touris auf der Passhöhe heimst Barbara alleine ein, der Preis fürs E-Bike halt. 

Auf der anderen Seite erwartet uns das Haus Helga im Lungau: eine klassische österreichische Frühstückspension mit einer super herzlichen Betreiberin! Sie erzählt so lebensfroh von ihrem Dasein, ist begeisterte Anhängerin ihrer Heimat, das Lungau, und freut sich mit ihren Gäst:innen über dieses Paradies. Wir quatschen viel und haben das Gefühl, dass wir hier nochmal zum Langlaufen hierher müssen.

Nun präsentieren sich die Tauern und wir gelangen zum höchsten Punkt unserer Tour: Obertauern mit 1750 m. Selbst hier oben ist es unerwarteterweise heiß und wir trinken unseren Passkaffee in der klimatisierten Bar. Die meisten Höhenmeter sind geschafft. Auf geht’s Richtung Salzburg.

Wir sind in diesem Jahr viel unterwegs gewesen, hatten fast jede Nacht einen anderen Schlafplatz und denken, dass uns keine Unterkunft mehr so richtig überraschen kann. In Jugendherbergen und Hostels haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht. Aber wenn uns unsere Reise eins lehrt, ist es: du weißt nie was hinter der nächsten Kurve auf dich wartet. Und prompt folgt die nächste Überraschung. Der Checkin in der Jugendherberge in Salzburg ist ab 17:00 Uhr. Wir verbringen vorher eine Stunde schlafend im Garten des Hostels. Verschwitzt, dreckig von der Straße und hungrig warten wir auf unser Zimmer und sind überpünktlich an der Rezeption. Ein paar Gäste sind noch vor uns. Aber irgendwie ist niemand in der Rezeption und um 17:30 Uhr ist immer noch niemand da, um 18:00 Uhr auch nicht und erst um 18:30 Uhr eilt eine junge Frau in die Herberge mit den Worten: „Sorry, hab` verschlafen“. Wir kommen an unsere mentalen Freundlichkeitsgrenzen, sind aber froh endlich ein kühles, sauberes Zimmer zu bekommen. Brav gehen wir in den zweiten Stock, stolpern im Flur über einen benutzten Bettwäscheberg, finden verlassene Kaffeetassen, einen Putzwagen mitten im Weg und leere Bierflaschen in unserem Zimmer. Es gleicht einer Pysiksammlung oder dem Zimmer  einer 7. Klasse nach einer Woche Klassenfahrt. Fassungslos und regungslos stehen wir im Türrahmen. Dann gucken wir nochmal: ja es ist Realität. Ohne ein Wort mit Barbara zu wechseln geht Christian zur Rezeption. Das Mädel reagiert ganz gelassen: „Ach, das kann schon mal passieren.“ Sie gibt uns Schlüssel für ein Zimmer nebenan. Wer aber glaubt, dass sei jetzt sauber und hat gemachte Betten, der liegt falsch. Da wir aber einfach nur fertig sind, eine Dusche und etwas zu essen und ein Bett wollen, richten wir das Zimmer selbst her und versuchen das Beste daraus zu machen. Als Christian auf Barbara wartet, liest er die Rezensionen zur Jugendherberge. Und? Hinterher ist man natürlicher immer klüger, wir sind mit unserem „Schicksal“ nicht allein. Vielen vor uns ist genau das Gleiche passiert. Am nächsten Morgen kontrollieren wir unsere Körper nach Wanzenstichen und Flohbissen.

Anschließend besuchen wir Salzburg nochmal bei Tageslicht. Wir sind unterschiedlich in der Bewertung. Barbara findet die Stadt klasse wegen der Salzach, bei Christian fällt Salzburg durch wegen des Domplatzes, den er als steingrauen Platz mit einem mausgrauen Dom und staubgrauen Häusern wahrnimmt. Einig sind wir uns darüber, dass Mozartkugeln hier in der Stadt besser schmecken als anderswo!


Aus Salzburg heraus fahren wir an der Salzach und ach wie herrlich, es erreichen uns die ersten Regentropfen nach fünf Wochen schwüler Hitze! Es bleibt bei wenigen Tröpfchen. Dann kommt auch relativ schnell der Grenzübertritt nach Bayern.

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